Exerzitien im Alltag – ein ökumenisches Projekt

„Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat …– Durch Begegnung Glauben lernen“

 Unter dieser Überschrift machten sich Ende April zwölf Menschen mutig auf den Weg, um an den Exerzitien im Alltag teilzunehmen. 

Noch bevor es losging, ging es eigentlich schon los: Alle bekamen eine E-mail mit Hinweisen für drei Vorbereitungstage bis zum ersten Treffen. Da ging es zum Beispiel darum, meinen Ort zum Beten zu finden. Das kann schon eine richtige Herausforderung sein: Welcher Fleck passt zu mir? Wo fühle ich mich wohl? Wie möchte ich diesen Platz gestalten? Wo kann ich wirklich zur Ruhe finden?

Am Mittwoch, den 25. April trafen wir uns zum ersten Mal als Gruppe. Pater Kamil und ich blickten in gespannte und erwartungsfrohe Gesichter aus unseren beiden Kirchengemeinden. Für viele der Teilnehmer war es die erste Erfahrung mit Exerzitien. Sie alle kamen mit einer hilfreichen inneren Haltung: „Das ist neu für mich, aber ich lass mich mal darauf ein.“ 

„Exercise“ machen – in dem englischen Ausdruck erkennt man gut die Bedeutung des lateinischen Wortes „Exerzitien“ wieder. Diese geistlichen Übungen sind nicht so streng wie die Assoziationen, die das Wort vielleicht hervorruft und ihr Ergebnis ist schon gar nicht überprüfbar, wie es bei anderem Üben der Fall ist. Aber ähnlich wie beim Üben im Sport oder beim Üben eines Instrumentes, können auch Exerzitien bisweilen recht mühselig sein und auch bei ihnen ist ein diszipliniertes Dranbleiben nötig. Werden die geistlichen Muskeln dann kräftiger oder die geistlichen Ohren erlauschen etwas von Gottes Musik, dann ist die Freude umso größer.

Mit das Schwierigste an den Exerzitien ist wohl, dass man so wenig selbst machen kann und muss. Wir sind es so gewohnt, die Dinge in die Hand zu nehmen, möglichst effizient zu erledigen und auf überprüfbare Ergebnisse hinzuarbeiten. Bei Exerzitien ist das anders. Die Herausforderung ist, das wenige, das ich selbst tun kann – nämlich zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort zu sein – treu einzuhalten und dann…ja, dann eigentlich schon nicht mehr. Einfach da sein. Vor Gott. Warten. Hinhören. Und mich ihm und seinem Wort hinhalten.

Dieses übten wir jeder für sich täglich etwa eine halbe Stunde. Bibeltexte und einige Impulse gab es in dem Buch „Aufgerichtet von dir“. In der Gruppe tauschten wir uns bei unseren wöchentlichen Treffen über unsere Erfahrungen aus. Da war es ermutigend zu erleben, dass beides dazugehört– schöne und geisterfüllte Momente, sowie Erfahrungen des Scheiterns.

 

Bei aller Ergebnisoffenheit, die die gemeinsamen 4 Wochen auch nach dem Abschluss der Exerzitien mit sich bringen, ahne und glaube ich, dass es eine intensive geistliche Zeit war, in der Gott an und in uns etwas gewirkt hat. Ihre Früchte werden wir noch in späterer Zeit ernten. 

 

Die Exerzitien im Alltag waren für mich gleichzeitig mein Praxisprojekt im Vikariat. Ihre Durchführung mit der überaus sympathischen und offenherzigen Gruppe, sowie die Ko-Leiterschaft mit Pater Kamil Pawlak haben mir viel Freude bereitet und waren sehr lehrreich für mich.

Christine Köntopp

 

Mitten auf dem Weg geben hier einige Teilnehmerinnen einen Einblick, wie sie die Exerzitien im Alltag erleben:

„Exerzitien im Alltag – für mich eine Hilfe, Gott wieder bewusster in mein Leben zu nehmen.

Ihm Raum zu geben, mich zurücknehmen, damit er in mir wirken und mich formen kann.

Die Gruppe und das regelmäßige Treffen –  eine schöne Erfahrung von Gemeinschaft, die trägt.“ Angelika

 

„Für mich ist es eine Herausforderung, die regelmäßigen Gebetszeiten in den Alltag einzufügen. Hierbei mit Geschwistern gemeinsam auf der Suche nach der Begegnung mit Gott unterwegs zu sein, tut gut.“ Anke

 

„Exerzitien im Alltag bedeuten für mich bisher eine sehr emotionale Beschäftigung mit meinem Glauben. Die Herausforderung und der eigene Anspruch ist es das “Neu-Erkannte”, aus den Texten und Impulsen, im Alltag anzuwenden und zu leben.

Die Übungen innerhalb der Gruppe regen außerdem zu neuen Sichtweisen an.“ Melanie

 

„Neugierig darauf, was Exerzitien im Alltag genau sind, verbunden mit einer Sehnsucht, meinem Glauben eine festere Tagesstruktur zu geben, habe ich mich buchstäblich auf den Weg gemacht.  In der Betrachtung der täglichen Impulse mit bestimmten Bibelstellen (Gleichnissen) kann ich immer mehr Parallelen zu meinem Leben feststellen. In der Begleitung der beiden Exerzitienbegleiter und mit dem Halt der Gruppe wage ich das ganz persönliche DU auf DU mit Jesus.“ Claudia

 

„Exerzitien im Alltag bedeuten für mich Gott näher und zur Ruhe zu kommen.“ Heike

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