Eine kleine Hilfe für die Fastenzeit

Bevor der Priester uns am Aschermittwoch mit der Asche bezeichnet hören wir das Wort aus dem Evangelium: Mt 6, 1-6, 16-18. Jesus erklärt, dass das Fasten nicht zur Umkehr, zur Erneuerung des Lebens ausreicht, weil nicht nur der Körper eine Veränderung spüren und mitmachen muss. Es sind drei Dinge, die Körper, Geist und unsere Beziehungen betreffen und herausfordern: FASTEN, ALMOSEN und GEBET.
MINUS
Fasten bedeutet: Verzicht auf etwas Gutes. Wenn wir auf etwas für unsere Gesundheit oder für unser Inneres Schädliches verzichten, nennen wir es nicht Fasten. Es ist vielmehr eine Notwendigkeit. Diese erste Anmerkung finde ich wichtig, weil das Fasten an sich nicht viel Wirkung haben kann, wenn die Basis nicht stimmt. Am Aschermittwoch gilt es also zu überlegen, was mir nicht guttut, was schlecht an meinen Gewohnheiten ist, und zunächst diese Lebensbereiche in Ordnung zu bringen. Mehr muss ich mir für die Fastenzeit nicht vornehmen, bzw. mehr macht wenig Sinn. Erst wenn ich mit Gottes Hilfe Ordnung schaffe, kann ich im nächsten Jahr an das „Schmücken“ denken. Um es an einem Beispiel konkret zu machen: Bevor ich auf Süßigkeiten verzichte, soll ich schauen, ob ich nicht innerlich verbittert bin.
Fasten weckt bei Manchen die Frage, warum ich auf etwas verzichten soll, was mir guttut?! Selbst das Gute kann seinen Geschmack, seine Wirkung verlieren, wenn es nicht bewusst genossen wird. Selbst das Schönste und Leckerste kann uns schaden, wenn wir es im Übermaß zu uns nehmen. Eine Pause bzw. eine Einschränkung lässt uns bewusster das Gute als Geschenk annehmen, den Wert der Dinge aus der lähmenden Selbstverständlichkeit retten, oder sogar bemerken, dass sich unser Leben zu sehr um dieses eine Gut drehte und vieles, was uns auch gut tut, zu kurz gekommen ist.
Das Minus schafft auch einen Raum für etwas Neues, lässt Ressourcen eröffnen, die wir für Andere nutzen können. So wird das Minus zum:
PLUS
Almosen geben bedeutet zu teilen, was ich habe, und es besteht bei vielen Dingen dieser schöne Zusammenhang, der die Umkehr sichtbar macht. Und zwar: worauf ich für mich verzichte, kann ich dem Anderen geben, der es mehr braucht. Es können viele Beispiele folgen: wenn ich weniger fernsehe, kann ich die gesparte Zeit für den älteren Menschen nutzen, der sich über jede Minute Anruf freut. Wenn ich weniger esse, kann ich das gesparte Geld für arme Menschen spenden, usw. Das Prinzip ist schnell verstanden: wenn ich auf etwas verzichte, kann ich überlegen, ob das, was ich dadurch erspare, jemandem geschenkt werden kann. Eine Art Umkehr ist dadurch geschehen: von mir weg – auf den Anderen zu.
Dabei nur noch zwei kleine Ergänzungen. Ich kann auch das teilen, was nicht aus dem Fasten hervorgeht. Es muss nicht zwingend diese Verbindung geben. Und: Der Andere, der meine Hilfe braucht, das bin oft ich selbst; z.B. wenn ich auf den großen oder kleinen Bildschirm verzichte, kann ich die Zeit meinem Körper schenken, der mehr Schlaf oder mehr Bewegung braucht, oder auch meiner Seele, die sich schon zu lange sehnt, nach einer Regelmäßigkeit im:
GEBET
Das Wort braucht keine Erklärung. Aber das Beten braucht Entschiedenheit, Treue und eine feste Form, in dem Sinne, wie unsere engsten Beziehungen eine feste Form haben. Als Familie wohnen wir unter einem Dach und haben eingespielte Abläufe. Es gibt die Feiertage mit mehr gemeinsamer Zeit, mit dem Festessen, das außerhalb der Pandemie auch öfters auswärts, in einem schönen Lokal genossen wird. Aber es gibt auch ganz viel Alltag, mit gewöhnlicher Kleidung, schnell eingenommen Mahlzeiten und ein bisschen Ruhezeit am Abend auf der Couch. Man weiß, wann in der Woche was kommt, und dies erzeugt eine Festigkeit, ein Gefühl von Sicherheit und Verlässlichkeit. Sehen Sie die Ähnlichkeit zum Gebetsleben? Mit dem Festakt in der Kirche am Feiertag, wo ich an den Tisch des Herrn eingeladen werde, aber auch mit ganz viel Alltag, wo der Herr einen festen Platz haben darf und soll. Auch wenn manchmal rasch und zwischen andere Dinge gepackt, darf er fest in meinem Leben zuhause sein. Ich brauche auch die Abende nur bei ihm, sozusagen auf der Couch mit Gott, ohne große Themen und Sorgen.
Was können Sie in Ihrem Gebet verändern? Vielleicht mehr in der Bibel lesen? Vielleicht mehr und bewusster danken? Vielleicht wieder den Gebetsrhythmus aufnehmen, der Ihnen vor Jahren so gutgetan hat? Vielleicht überhaupt erstmals beginnen? Oder sich in der Treue zu üben,
jeden Tag zu beten?
Dazu darf die beigefügte Druckvorlage dienen. Es ist eine Art Fastenweg, oder Fastenkalender, in dem die drei Bereiche markiert sind, von denen Jesus uns erzählt, und die miteinander verbunden sind, so wie Körper, Geist und der Bezug zu den Mitmenschen ineinandergreifen. Sie dürfen sich einen der Bereiche aussuchen, oder sich für alle drei etwas ganz Kleines vornehmen, was sich auf jeden Fall jeden Tag umsetzen lässt (Beispiel: MINUS – ich meckere weniger, daraus PLUS – ich werde meine Nächsten mehr anlächeln, GEBET – ich bete jeden Tag vorm Einschlafen) und kreuzen das passende Symbol an. Es sind jeweils 40 Symbole in jedem Bereich, weil wir sonntags nicht fasten, sodass es – am Aschermittwoch angefangen – 40 Tage bis zum Ende der Karwoche sein werden.
Das Fasten ist mit offenen Händen dargestellt, weil der Verzicht auf etwas die Bereitschaft voraussetzt, weniger zu haben, aber auch, weil es bedeuten kann, dass ich auf Sorgen verzichte, auf Kontrolle, so dass ich einfach vor Gott den Lauf der Dinge loslasse. Almosen sind mit einem Lächeln dargestellt, um zu erinnern, dass es nicht mehr sein muss als ein Lächeln, als ein Plus an Freundlichkeit mir selbst und anderen gegenüber.

 

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