Ganz schön windig!

„Ach, wie war es doch vordem

mit Bälgetretern unbequem!

Saß Lehrer Lämpel mit Gefühle

beim sonntäglichen Orgelspiele,

so konnt‘ ihn unverhofft zuweilen

manch böses Missgeschick ereilen…“

Tja, wer aus vielen hundert Pfeifen gleichzeitig tönen will, braucht ganz schön viel Puste oder Wind, wie es bei der Orgel heißt, und diesen möglichst auf Vorrat! Was beim „Dudel-“ der „-sack“, sind  bei der Orgel ein oder mehrere Magazinbälge, aus denen die Luft durch ein verzweigtes Kanalsystem in die gespielten Pfeifen geleitet wird. Heute sorgt für den ausreichenden Spielwind ein motorbetriebenes Gebläse. Mechanische oder elektronische Steuerungen garantieren gleichbleibenden Winddruck, egal, ob nur eine Pfeife solo oder das gesamte Pfeifenwerk im volltönenden Tutti erklingt.

Früher, das bezeugt eindrücklich die gut erhaltene „Kalkantenstube“ im Turmraum der Christuskirche, war das Bälgetreten schweißtreibende körperliche Arbeit, zu der nicht selten der Organist und Dorfschulmeister seine Schulknaben herbeizitierte. Auch die Ministranten wurden in früheren Zeiten zu dieser „Arbeit“ herangezogen. Da diese harte Tätigkeit nicht immer beliebt war, bot sie Gelegenheit zu Lausbubenstreichen mit hörbaren Folgen: Um dem Organisten eins auszuwischen, wurden die Kalkanten so manches Mal während ihrer Tätigkeit etwas müde, was die Orgel zunächst jammervoll stöhnen und bisweilen auch manchmal vollends verstummen ließ. Dass nach solch einer Zwangspause durch ausgebliebene Luft die Stimmung des Organisten nicht mehr sehr feierlich war, mag sich der geneigte Leser nur allzu bildhaft vorstellen können.

„Drum freut sich heut‘ der Organist, dass stromversorgt die Orgel ist!“

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